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Konstantin Gemenetzis

TRAEUME

„Die Traeume sind prophetish.: es ist die Position des Traumbuches.

„Die Traeume sind Wunsherfuellungen.“: es ist die Position der Psychoanalyse.

„Die Traeume sind Produkte neurochemischer Prozesse.“: es ist die Position der Neurobiologie.

„Die Traeume sind ein therapeutisches Instrument.“: es ist die Position der meisten psychotherapeutischen Methoden.

Positionen. Leicht ueberehmen wir sie. Selten erinnern wir uns, dass eine Position nicht selbststaendig ist, sondern 
auf eine Frage antwortet. Und noch seltener erinnern wir uns, dass die Frage die Form der antwortenden Position 
schon bestimmt hat. Und noch seltener unterziehen wir die Frage selbst einer Pruefung. Die dargelegten
 Schritte zeigen den Weg an, den die vorliegende Eroerterung gehen wird.

Die erwaehnten Positionen sagen: „Die Traeume sind dies und jenes ...“. Sie antworten auf die Frage: 
„Was sind die Traeume?“

Was sind die Traeume? Diesmal werden wir die Frage und ihren Anspruch beantwortet 
zu werden, nicht befriedigen. Wir werden nicht auf sie hoeren. Wir werden sie hoeren.

Was sind die Traeume? Die hoerige Antwort wird die unausgesprochene Weisung der Frage,
 die Traeume als ein „Etwas“ vorzustellen, akzeptieren und vollstrecken. Als was die Traeume vorzustellen?
 Hier wird die Antwort nunmehr das Wort ergreifen. Sie wird die Traeume uebernehmen, ueberbringen 
und unterbringen in das jeweils angenommene „Was“:

           in das Prophetische, das das Unscheinbare des Kommenden, die Grenze des „noch nicht“ uebertritt

           in den Wunsch, sei es auch der unmoeglichste, der unbedingt erfuellt werden muss, wenn auch 
als Einbildung, in der angenommenen „Halluzination“ des Traumes

           in den Anspruch der Wissenschaft    auf Sicherheit, um derer Willen Traeume auf ihr Messbares
 und Berechenbares reduziert werden, ein jaemmerlicher Rest ihrer einstigen Fuelle.

           in die Selbstsucht eines „therapeutischen Prozesses“, der sie zu Abfallprodukten des 
Wachens bestimmt und aus ihnen das zieht, was er selbst ihnen zugesprochen hat.

 

Schon durch die - nun koennen wir es aussprechen - fatale Frage „Was sind die Traeume?
“ liegt weitoffen der Weg zur Ueberschreitung ihres Masses, zum Begehen einer Hybris, 
die sie auf dem Prokrustesbett der Vorstellungen einer zuegellosen Selbstherrligkeit vergewaltigt.

Welche Natur macht die Traeume derart anfaellig auf die menschliche Hybris?

Vielleicht, dass sie die Sprache der Zeichen sprechen: weder sagen sie noch verbergen sie (Heraklit). 
Sie dulden nicht die uneingeschraenkte Erschliessung, auf welche das Traumbuch und die dominante 
psychoanalytische Theorie aus ist, sie dulden nicht die uneingeschraenkte Verhuellung und 
Verstummung, zu der sie die Neurobiologie und die Verhaltenswissenschaft verurteilen.  

Die Traeume sprechen die Sprache der Zeichen. Weder sagen sie noch verbergen sie. Α., 
die du getraeumst, ist diejenige, die du im Wachen kennst, und sie ist es wiederum nicht. 
Und wenn du genug Ethos und Herz hast, um die A. des Traumes zu achten, so hast du sie die 
Welt auf ihre Art bewohnen zu lassen. Du bist weder erlaubt, sie mit der A. des Wachens zu 
identifizieren, noch sie zu einur Halluzination zu erklaeren.

Was sagt, jedoch sagend verbirgt, was verbirgt, jedoch verbergend sagt, hat die Eigenschaft 
des Zeichens - jenes, das nie „etwas“ bezeichnet, sich selbst nie verleugnet. 

Die Traeume, als Zeichen, zeigen - im intransitiv. Ihre Anfaelligkeit liegt in ihrer Natur selbst: 
Jedes Sagen ueber die Traeume wird ihr Mass verletzen, entweder indem es zu viel sagt oder 
indem es zuviel verbirgt.

Es tut Not, und dies kann auch der Weg einer therapeutischen Begegnung sein, diese 
Verletzungen zu erfassen, auf sie hinzuweisen, sie zu verbieten in Verteidigung des Masses, 
d.h. Sorge tragend, dass die Traeume Traeume bleiben - und die Menschen Menschen bleiben, 
will sagen, dass sie, auch hier, bei den Traeumen, zu sich finden.


NOTIZEN ZUM LEBENSLAUF

Ich stamme aus Thessaloniki mit Wurzeln in Ost Thrazien.

Ich studierte Medizin in Thessaloniki,  Psychologie und Philosophie in Tuebingen und
 lernte Psychiatrie und Psychoanalyse (Daseinsanalyse) in Zuerich.

Ich praktiziere die Psychoanalyse in Thessaloniki und in Athen mit parallerer didaktischer
 und schriftlicher Taetigkeit.

KONTAKT

Adressen: Marasli 37, GR - 106 76 Athen / Karolou Dill 6, GR - 546 23 Thessaloniki 

Tel. +30 10 7213534 / +30 310 271768

Fax: +30 310 310299

E-mail: gemenetzis@yahoo.gr

 

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Siehe griechische Version

   

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